Die hereditäre Fructose-Intoleranz ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die auf Mutationen im Aldolase B (ALDOB)-Gen zurückzuführen ist. Dadurch wird das Enzym Aldolase B (= Fructose-1,6-Bisphosphat-Aldolase) in seiner Aktivität stark herabgesetzt. Die Folgen sind eine toxische Akkumulation von Fructose-1-Phosphat vor allem in der Leber, der Niere und dem Dünndarm sowie eine Inhibition der Glykolyse und der Glukoneogenese.
Klinische Symptome einer HFI sind Hypoglykämien mit Zittern, Schweißausbrüchen, starke abdominelle Schmerzen mit Übelkeit und Erbrechen sowie Lethargie und Gedeihstörungen bei Säuglingen nach der Einnahme von Fructose oder anderen Zuckern wie Saccharose oder Sorbit. Bleibt die Erkrankung unerkannt, kann es zu irreversiblen chronischen Leber- und Nierenschädigungen bis hin zur Leberzirrhose und zum Tod kommen.
Genetische Ursache der HFI
Bisher wurden 45 Mutationen im Aldolase B-Gen beschrieben. Dabei sind die Mutationen A149P, A174D, N334K und delta4E4 die in Europa am häufigsten vorkommenden Defekte und können bei 90 – 95 % aller Patienten mit HFI gefunden werden. Hereditäre Fructose-Intoleranz wird autosomal-rezessiv vererbt, d. h. es müssen beide Allele betroffen sein, damit sich der Enzymmangel klinisch auswirkt. Im Rahmen einer Familienanamnese sollte beachtet werden, dass bei hetero- oder homozygoter Allelkonstellation beider Partner Angehörige ersten Grades von der hereditären Fructose-Intoleranz betroffen sein können. Mit einer Prävalenz von ca. 1:20 000 zählt die HFI zu den seltenen Erkrankungen.
Fructose-Malabsorption
Häufiger als die HFI ist die Fructose-Malabsorption (intestinale Fructose-Intoleranz), an der etwa 30 % der Bevölkerung leiden. Durch Defekte im GLUT-5-Transporter in den Dünndarm-Zellen wird Fructose nicht mehr ausreichend resorbiert. Sie gelangt in den Dickdarm und wird dort von Bakterien unter Bildung von Kohlenstoffdioxid, Wasserstoff und weiteren Stoffen abgebaut. Es entstehen ähnliche Unverträglichkeitssymptome wie bei der HFI (Durchfall, Schmerzen, Meteorismus). Lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen oder langfristige Schäden bleiben jedoch aus.
Diagnostik
Die Fructose-Malabsorption kann mit einem Fructose-Belastungstest (Wasserstoff-Atemtest) diagnostiziert werden. Hierbei wird der Wasserstoff, der bei der Verstoffwechslung der Bakterien gebildet wird und der über die Blutbahn in die Lunge gelangt, in der Atemluft nachgewiesen. Allerdings muss vor der Durchführung eines Fructose-Belastungstestes eine HFI zunächst ausgeschlossen werden, da die Gabe von Fructose bei betroffenen Patienten unter Umständen zu einem hypoglykämischen Schock führen kann.
Die molekularbiologische Analyse von Mutationen im Aldolase B-Gen bietet eine zuverlässige, komplikationsfreie und nicht-invasive Methode zur HFI-Diagnose. Mit der Untersuchung auf die 4 häufigsten Mutationen können die meisten aller HFI-Patienten identifiziert werden. Werden keine dieser Mutationen gefunden, kann in bestimmten Fällen mit einer Komplettsequenzierung des Aldolase B-Gens nach selteneren Mutationen gesucht werden.
Indikationen
- Hypoglykämie mit Schweißausbrüchen und neurologischen Symptomen (Zittern, Krampfanfälle, Apathie) bei Einnahme von fructosehaltiger Nahrung und nach Fructose-Verzehr
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, z. T. Diarrhö
- Gedeihstörungen und Nahrungsverweigerung bei Säuglingen und Kleinkindern
- Leber und/oder Nierenfunktionsstörungen unklarer Genese, Hepatomegalie
- familiäre Häufung von HFI
Therapie
Eine konsequente Fructose-, Saccharose- und Sorbit-freie Diät vermeidet die Manifestation von chronischen Leber- und Nierenschädigungen und ermöglicht den Patienten ein nahezu symptomfreies Leben. In einigen Fällen kann sich die Toleranz gegenüber Fructose mit zunehmendem Alter verbessern, so dass die Zufuhr von Fructose individuell angepasst werden kann. Von künstlichen Süßungsmitteln wird bei HFI abgeraten.
Methode
PCR + reverse Hybridisierung (ALDOB, A149P, A174D, N334K, del4E4)
Probenmaterial und Anforderung
1 x kleines EDTA-Blut-Röhrchen.
Bitte verwenden Sie für molekularbiologische Untersuchungen immer ein separates Röhrchen. Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann ungekühlt per Postversand erfolgen.
Die schriftliche Einwilligungserklärung des Patienten zu allen genetischen Analysen gemäß Gendiagnostikgesetz (GenDG) ist erforderlich.
Ansprechpartner
Dr. rer. nat. Tina Stumpp
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