HLA-B*57:01-Genotypisierung

Abacavir (Ziagen, Trizivir, Kivexa) wird als nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Inhibitor in Kombination mit anderen retroviralen Wirkstoffen bei HIV-Infektionen eingesetzt. Bei etwa 5 – 8 % der Patienten tritt in den ersten 6 Wochen nach Therapiebeginn eine Hypersensitivitätsreaktion (HSR) auf. Die Manifestationen umfassen Fieber, Hautausschlag, Magen-Darm-Beschwerden sowie Müdigkeit. Insbesondere bei einer Therapie-Wiederaufnahme kann es zu verstärkten oder sogar letalen Nebenwirkungen kommen. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik wird zur immunologischen Bestätigung einer HSR der Patch-Hauttest herangezogen. Bei allen Erkrankten, die eine immunologisch bestätigte Überempfindlichkeit gegenüber Abacavir (ABC) zeigen, wurde die Allel-Variante HLA-B*57:01 gefunden.
Letzte Forschungsergebnisse weisen auf eine medikamentöse Induktion einer Autoimmunreaktion hin. Abacavir führt dazu, dass HLA-B*57:01 dem Immunsystem körpereigene Proteine als fremd präsentiert.
Das Bundesministerium für Arzneimittelsicherheit und Medizinprodukte (BfArM) und die aktuellen europäischen Richtlinien (EACS) weisen ausdrücklich auf die Notwendigkeit eines pharmakogenetischen Tests für das HLA-B*57:01-Allel unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit im Rahmen einer Erstuntersuchung hin [4]. Die DHHS-Richtlinien (Department of Health and Human Services) fordern eine HLA-B*57:01 Bestimmung bevor eine Umstellung auf eine Therapie mit ABC erfolgt [5]. Die Food and Drug Administration (FDA) empfehlen ein HLA-B*57:01-Screening auch bei Patienten, die bereits Abacavir bekommen und ohne eine HSR zu entwickeln toleriert haben, wenn eine Wiederaufnahme der ABC-Therapie geplant ist.

Diagnostik

Mittels einer Genotypisierung vor einer Behandlung mit ABC können die HIV-Patienten identifiziert werden, die das HLA-B*57:01-Allel besitzen:

  • Bei Positivität von HLA-B*57:01 ist die Gabe von ABC kontraindiziert, da die Wahrscheinlichkeit einer Hypersensitivitätsreaktion sehr hoch ist. Steht keine andere Therapie-Option offen, sollte die ABC-Einnahme unbedingt unter engmaschiger klinischer Überwachung erfolgen.
  • Ein negatives Testergebnis schließt eine Überempfindlichkeitsreaktion anderer Genese nicht völlig aus. Eine Therapie mit ABC in Standard-Dosierung ist möglich. Patienten, die negativ für HLA-B*57:01 getestet wurden, haben jedoch ein 3 %-iges Risiko eine klinisch diagnostizierte HSR zu entwickeln. Daher sollte auch bei HLA-B*57:01-negativen Patienten eine sorgfältige Überwachung auf HSR-Symptome erfolgen [6].

Methode

Allelspezifische PCR

Probenmaterial

1 x kleines EDTA-Blut-Röhrchen.
Bitte verwenden Sie für molekularbiologische Untersuchungen immer ein separates Röhrchen. Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann ungekühlt per Postversand erfolgen.
Die schriftliche Einwilligungserklärung des Patienten zu allen genetischen Analysen gemäß Gendiagnostikgesetz (GenDG) ist erforderlich.

Ansprechpartner

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Dr. rer. nat. Tina Stumpp

Diplombiologin
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Dr. rer. nat. Ralph Hahn

Diplombiologe

Literatur

  1. Mallal S et al. (2002). Association between presence of HLA-B*5701, HLA-DR7, and HLA-DQ3 and hypersensitivity to HIV-1 reverse-transcriptase inhibitor abacavir. Lancet 359, 727-732.
  2. Mallal S et al. (2008). HLA-B*5701 Screening for Hypersensitivity to Abacavir. N Engl J Med 358, 568-579.
  3. Saag M et al. (2008). High Sensitivity of Human Leukocyte Antigen–B*5701 as a Marker for Immunologically Confirmed Abacavir Hypersensitivity in White and Black Patients. Clin Infect Dis 46, 1111-1118.
  4. EACS Guidelines.
  5. U. S. Department of Health and Human Services. Guidelines for the use of antiretroviral agents in HIV-1-infected adults and adolescents.
  6. Martin MA et al. (2012). Clinical Pharmacogenetics Implementation Consortium Guidelines for HLA-B Genotype and Abacavir Dosing. Clin Pharmacol Ther 91(4), 734-738.
  7. Wolf E et al. (2010). Cost impact of prospective HLA-B*5701-screening prior to abacavir/lamivudine fixed dose combination use in Germany. Eur J Med Res 15(4), 145-151.